Alkohol und Depressionen verstärken sich gegenseitig. Menschen mit Depressionen sollten daher keinen Alkohol trinken.
Durch ein Alkoholproblem kann eine Depression entstehen. Denn hoher Alkoholkonsum verändert auf lange Sicht die Gehirnstruktur.
Medikamente gegen Depressionen können gefährliche Wechselwirkungen in Verbindung mit Alkohol auslösen.
Gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, sich müde und schlapp fühlen – solche Tage kennt wahrscheinlich jeder. Bei depressiven Menschen sind solche Gefühle häufig und viel stärker. Die Niedergeschlagenheit hört nicht mehr auf, das Leben erscheint unerträglich. Eine Depression ist keine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit oder ein Stimmungstief, sondern aus medizinischer Sicht eine ernsthafte Erkrankung. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich von ihren negativen Gedanken und Gefühlen kaum mehr selbst befreien.
Nach Schätzungen sind 15 bis 20 Prozent aller Menschen in Deutschland einmal im Leben von einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung betroffen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
In Deutschland leben etwa 1,4 Millionen Menschen, bei denen ein Alkoholmissbrauch vorliegt, etwa 1,7 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Etwa 30 Prozent von ihnen leiden zusätzlich an Depressionen, bei den Männern 24 Prozent und bei den Frauen etwa 49 Prozent. Unter Menschen mit Alkoholproblemen ist die Depression also weiter verbreitet als in der Gesamtbevölkerung.
Wird man depressiv, weil man trinkt? Oder trinkt man, weil man depressiv ist? Beides trifft zu. Denn es gibt einen engen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Alkohol und der Entwicklung einer Depression.
In den meisten Fällen entsteht die Alkoholabhängigkeit als eine Folge der Depression. Denn viele depressive Menschen trinken Alkohol, um die Symptome der Depression zu dämpfen.
Depressionen erzeugen Lustlosigkeit, Reizbarkeit, negative Gefühle. Das Leben erscheint langweilig und sinnlos. Alkohol dagegen hebt die Stimmung, schafft künstlich Euphorie und Wohlgefühl. Alkohol macht gesprächig und selbstsicher, baut Ängste ab und enthemmt – also genau das, was eine Depression kurzfristig lindert. Alkohol ist daher die vermeintlich passende „Medizin“. Doch der Alkoholkonsum führt selbst wieder zu Gereiztheit und Unwohlsein. Der anschließende Kater durch den Alkohol bietet für die Betroffenen wiederum ein passendes Erklärungsmuster für den erlebten Trübsinn und die Antriebslosigkeit, und erscheint zudem sozial akzeptiert. Die Depression als Grunderkrankung bleibt aber bestehen. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der in immer höheren Alkoholkonsum mündet.
Menschen mit Depressionen müssen daher besonders achtsam mit ihrem Alkoholkonsum umgehen. Sie haben ein erhöhtes Risiko, eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Zur Verbesserung der depressiven Symptome ist Alkohol auf gar keinen Fall geeignet, da er auf längere Sicht die Neigung zur Niedergeschlagenheit, zur Entwicklung oder Verfestigung der Depression bis hin zur Selbstmordgefährdung verstärkt.
Hoher Alkoholkonsum kann aber auch dazu beitragen, dass sich eine Depression erst entwickelt. Der Grund dafür: Alkohol greift in die Wirkmechanismen des Gehirns ein. Wie andere Drogen auch beeinträchtigt Alkohol direkt die Botenstoffe und die Reizübermittlung im Gehirn. Das Gehirn passt sich an die regelmäßige Stimulation durch Alkohol an, so dass der Ausnahmezustand nach und nach zur Regel wird. Wird also durch den Alkohol ständig ein anregender Stoff freigesetzt, verringert das Gehirn seine dafür zuständigen Rezeptoren, damit es nicht zu einem Überangebot kommt. Fällt die Stimulation weg, kommt es zu Entzugserscheinungen. Schon die fortgesetzte Stimulierung und Aktivierung bestimmter Hirnzentren verändert die Gehirnstruktur auf lange Sicht. Das kann unter anderem Depression auslösen oder verstärken.
Neben den direkten Effekten des Alkohols auf das Gehirn können auch die negativen sozialen Konsequenzen des Alkoholmissbrauchs wie Einsamkeit zu einer Depression führen.
Auch solche Depressionen, die durch den Alkoholkonsum hervorgerufen wurden, müssen als psychische Krankheit behandelt werden.
Einen Alkoholkonsum ohne hohes Gesundheitsrisiko gibt es für Menschen, die an depressiven Verstimmungen leiden, nicht. Sie sollten gar keinen Alkohol trinken. Denn sie haben ein höheres Risiko, eine Abhängigkeit oder ein missbräuchliches Konsumverhalten zu entwickeln. Studien belegen außerdem, dass Alkoholkonsum eine bestehende Depression verschlimmern kann.
Gerade die zurzeit mit dem Coronavirus verbundene Belastung macht die Situation für depressive Menschen schwieriger. Denn durch die Depression wird das Negative besonders wahrgenommen. Die Sorgen und Ängste, z.B. vor einer Erkrankung durch COVID-19, erscheinen besonders bedrückend. Die Einschränkungen des täglichen Lebens stellen eine zusätzliche Herausforderung dar, denn Möglichkeiten der Ablenkung und der Entspannung fallen weg.
Besonders in so einer Situation ist es wichtig, nicht zum Alkohol zu greifen. Wer alleine oder aus Langeweile trinkt, verstärkt die Niedergeschlagenheit und bestehende Depressionen nur.
Und auch wenn Sie Sorgen oder Stress haben, ist Alkohol tabu. Denn der Alkohol überdeckt diesen Druck nur, und das kann die negativen psychischen Folgen verstärken. Menschen mit psychischen Erkrankungen sollten sich daher grundsätzlich vom Alkohol fern halten.
Bevor es soweit kommt können Sie einiges tun:
Nicht selten werden Medikamente, sogenannte Antidepressiva, zur Verbesserung der depressiven Symptome verschrieben. Sie können die Behandlung positiv unterstützen. Bei fast allen heute gebräuchlichen Antidepressiva wird von der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol dringend abgeraten, denn die Wechselwirkungen sind unvorhersehbar und können sehr schwer sein.
Wenn Sie merken, dass Sie wegen psychischer Probleme zum Alkohol greifen, holen Sie sich Hilfe! Das ist kein Eingeständnis von Schwäche, sondern eine kluge Entscheidung.