ADHS und Alkohol hängen oft zusammen. Warum ist das so?
Die Mehrheit der Sucht-Betroffenen hat zusätzlich psychische Erkrankungen wie Depressionen oder soziale Phobien. Und auch ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) tritt bei ihnen deutlich häufiger auf – nämlich bei etwa 15 bis 21 Prozent. In der erwachsenen Allgemeinbevölkerung in Deutschland ist das hingegen nur bei etwa drei Prozent der Fall. Bei genauerer Betrachtung verwundert das nicht unbedingt.
Während sich ADHS bei Kindern neben anderen Symptomen noch durch eine motorische Hyperaktivität auszeichnet, nimmt diese zum Erwachsenenalter hin oft ab. Was bleibt oder sich sogar verstärkt, sind Aufmerksamkeitsprobleme und innere Unruhe. Da ist es nachvollziehbar, dass Betroffene nach einem Weg suchen, um mit diesen Auswirkungen besser umgehen zu können. Alkohol zu trinken oder andere Drogen zu konsumieren kann auf den ersten Blick wie eine einfache Lösung erscheinen, die Herausforderungen des Alltags und den mentalen Stress zu verringern.
Hinzu kommt, dass ADHS eine gesteigerte emotionale Impulsivität mit sich bringt. Das Verlangen nach kurzfristigen Belohnungen erhöht das Risiko für den Alkoholkonsum. Daraus kann sich ein Teufelskreis ergeben: Denn ein regelmäßiger Alkoholkonsum kann wiederum die Impulsivität erhöhen.
Die Folge: Ein Drittel der Menschen in Deutschland mit ADHS entwickelt im Laufe ihres Lebens eine Alkoholabhängigkeit. Außerdem beginnt der Alkoholmissbrauch bei ihnen im Durchschnitt rund acht Jahre früher als bei Menschen ohne ADHS.
Doch es ist nicht nur so, dass ADHS den Alkoholkonsum beeinflusst. Ein Zusammenhang zeigt sich auch in die andere Richtung: Konsumiert die Mutter in der Schwangerschaft Substanzen wie Alkohol, ist das Risiko für ADHS beim Kind erhöht.
Um bei Menschen mit ADHS einem erhöhten Alkoholkonsum und den damit zusammenhängenden gesundheitlichen Auswirkungen entgegenzuwirken, kommt es vor allem auf eine frühe und konsequente medikamentöse Behandlung der ADHS an. Besteht bereits eine zusätzliche Alkoholabhängigkeit, sollte zudem eine Psychotherapie erfolgen. Nur so können beide Erkrankungen behandelt werden und sich nicht weiterhin gegenseitig negativ beeinflussen.
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (2025): DHS Jahrbuch Sucht 2025.